Sie vermochte sich zu wehren, dennoch konnte sie gefangen genommen werden und wurde in das feindliche Territorium gebracht. Dort landete sie im Kerker und man schickte Boten aus, um ihren Vater davon zu unterrichten. Dieser drohte wutentbrannt mit offenem Krieg, falls man seine Tochter nicht sofort auf freien Fuß setzten würde. Indessen ergab es sich, dass Wulfgar Gefallen an der Gefangenen fand, und auch Wyleth hegte plötzlich Gefühle für den Fremden. Erstmals empfand sie Wohlbefinden bei dem Gedanken daran, Frau zu sein. Diese Liebschaft wurde natürlich in keinster Weise gerne gesehen. Werder Thorvald hätte es gebilligt, weine Tochter in den Armen des Feindes zu sehn, noch sah es Wulfgars Gefolge gern, wenn sich die einstigen Gegner jetzt verträumte Blicke zuwarfen. Es musste etwas geschehen, denn Thorvalds Berserker bissen bereits in ihre Schilde und Wulfgars Männer stimmten ihre Schlachtengesänge an. Ganz zu schweigen, von dessen Bruder, welcher schon sein Schwert wetzte, um es ihm unter dem Vorwand des Verrats zwischen die Rippen zu stoßen, um so den Thron zu leeren.

Wulfgar und Wyleth sahen sich sehr bedrängt und suchten eine alte Weise, eine Seherin, auf, um sich Rat zu holen. Diese befragte mit Hilfe der Runen die Götter und riet den beiden das Land zu verlassen, wenn ihnen diese Liebe es wert sei. Sie sollten sich aufmachen, noch weiter in den Norden zu ziehen, die Segel zu hissen, um zu den Landen von „Erik dem Roten“ zu gelangen. Schweren Herzens doch zuversichtlich wurde ein Schiff zu Wasser gelassen und so kamen sie nach einer anstrengenden Überfahrt, der stürmischen See trotzend, an den grünen Küsten, die ihre Zukunft sein sollten, an. Dort hieß Jarl Erik die Zuwanderer willkommen. Auch er war damals hierher geflüchtet, um dem sicheren Tod zu entgehen. Hier fand das junge Paar alles was es brauchte. Sie gründeten einen eigenen Hausstand, hielten Tiere und bestellten die Felder. Wulfgar ging auf die Jagd und folgte seinem Häuptling von Zeit zu Zeit hinaus aufs Meer, um Beute zu machen, so wie es schon sein Vater und dessen Vater getan hatten. Wyleth hingegen träumte immer seltener davon fort zu segeln, sie war die Herrin auf dem Hof und damit zufrieden. Hier waren sie glücklich und folgten ihrer Bestimmung, die sie tief in ihrer Brust trugen.

In der alten Heimat ging indessen alles seinen Weg. Thorvald zog gegen den Stamm, den Wulfgar verlassen hatte. Viele ritten nach Val-halla und sitzen nun zusammen mit Odin an einer reich gedeckten Tafel. Doch Friede kehrte, auch wenn viel Blut vergossen wurde, nicht ein, hoch im Norden, wo der Winter hart und lang ...

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