Hoch im Norden ...

... wo der Winter hart und lang und die Natur unerbittlich zu den Kranken und Schwachen ist, dort waren einst Menschen zu Hause, die zäh und kräftig sein mussten, um in jener unwirtlichen Umgebung überleben zu können. In diesem Land, das sie ihre Heimat nannten. Diese Leute waren Bauern, Fischer, Jäger, Handwerker und Händler. Aber nicht zuletzt waren sie Krieger, Furcht einflössend und unbezwingbar, wie die Landstriche, die sie bewohnten. Zu jenen Zeiten gab es keine große geschlossene Gesellschaft, keinen Führer, der fähig gewesen wäre, die Stämme zu einen. Viel mehr waren es weit verstreute Weiler und Dörfer, die manchmal in kleine Königreiche zusammengefasst wurden. Diese waren einander nicht immer freundlich gesonnen und so kam es ständig zu Auseinandersetzungen wegen Besitztümern, die sich unrechtmäßig angeeignet wurden, oder dem Blut derer, die durch das Schwert an Odins Tafel wanderten.

Eines der besagten Reiche war das von Thorwald Haraldson, ein großer Häuptling, der hin und wieder mit seinen Männern aufs Meer hinaussegelte, um Ruhm, Ehre und Schätze heimzubringen, denn auf dem eigenen Grund und Boden war kein Vermögen zu holen. Das Land war karg und brachte nur spärliche Ernte, ja selbst der Platz war zu gering, um allen Männern und Frauen zu ermöglichen, einen eigenen Hof zu bewirtschaften. So versuchten die Waffenfähigen in der Ferne Tatenruhm und Silber anzuhäufen, um in der Gesellschaft Anerkennung zu erlangen.

In einiger Entfernung von Thorvalds Reich lag das von Wulfgar Helgerson. Dieser wurde erst kürzlich zum Stammesoberhaupt, da sein Vater in die Hallen der hohen Götter eingezogen war. Auch er segelte manchmal zum Zwecke der Bereicherung hinaus, um Güter zu erbeuten, von denen man hierzulande nur träumen konnte. Nun waren die beiden Könige keine guten Nachbarn. Aus alten Tagen war bekannt, dass ein Diebstahl einen Mord nach sich zog, und dieser nun nach Blutrache verlangte. Wie eine Richtaxt hing die Fehde über den Reichen.

Großer Groll saß tief in den Beinen der Kontrahenten, und in ihrer Hitzköpfigkeit war keine Beilegung des Streites in Sicht. Thorvald hatte ein Kind, eine Tochter, Wyleth, die nach dem Willen des Vaters erzogen wurde, und so mehr zum Manne heranreifte, denn zur Frau. Sie war oft tagelang in den Wäldern unterwegs, um zu jagen, übte sich im Umgang mit der Klinge und träumte davon, eines Tages mit den Männern an Bord eines Drachenschiffes ins Ungewisse aufzubrechen, um als Heldin gefeiert Heim zu kehren. Ihre Streifzüge in die Wildnis, führten sie oft auch weit weg vom heimatlichen Dorf. Und so geschah es, dass sie eines Tages auf einen Haufen von Wulfgars Gefährten traf.

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